10e 2020 21/Analyse narrativer Texte/Beispiel Lorenz
Analyse der Erzählweise - Übungsbeispiel
Die Anwesenheit eines persönlichen Erzählers in diesem Dialog, der als Vermittlungsinstanz auftritt, wird an der folgenden Bemerkung deutlich: ,,Sie sah aus, als sei etwas Unausweichliches endlich eingetroffen." (S.178) Der Autor hilft dem Leser so dabei, das, was Marlen getan hat, zu verstehen. Das Verhalten Fabios und Marlens wird vom Erzähler, wie auf Seite 181 zu erkennen ist: ,,>>Da!<< war das Originellste, was ihm dazu einfiel.", direkt bewertet und kommentiert. Er verwendet dazu eine Reihe wertender Adjektive (z.B. ,,etwas laut", S.180; ,,sagte Marlen leise", S.181; ,,zusammengesunken", S.181). Diese machen deutlich, dass Marlen durch Fabios laute, betonte und leicht aggressive Artikulation eingeschüchtert wird. Ein weiteres zentrales Kennzeichen der auktorialen Erzählperspektive ist vor allem die ,,Allwissenheit" des Erzählers. Es bietet sich so die Möglichkeit an, die Hauptpersonen genauer zu beschreiben: ,,Fabio hatte einen fauligen Geschmack im Mund." (S.179) oder ,,Fabio brauchte einen Moment, um sich zu erinnern, weshalb er stocksauer auf Marlen war." (S.178) bzw. ,,Die Frage kam ihm bekannt vor." (S.180) Fabios Gedanken und Gefühle sind ausschlaggebend dafür, eine gedankliche Konstruktion Fabios Persönlichkeit zu erstellen. Das Geschehen, nachdem Fabio den Raum verlassen hat, wird vom auktorialen Erzähler ausgespart, was den Gedanken nahe legt, dass ihm die in dieser Zeit passierten Ereignisse, das Schlafen Fabios und die Beruhigung Marlens aus der Einschüchterung, nicht besonders wichtig sind. Mit diesem stark gerafften Erzählerbericht setzt er die Handlung fort.
(Beispiel von Lorenz)